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KV Verhandlungen Reinigung 2024

Der Kollektivvertrag für Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger:innen konnte auf drei Jahre abgeschlossen werden. Mindestens 3,8 Prozent Lohnplus.

KV Verhandlung

Canva Kzenon

Wir haben einen Abschluss

Nach vier Verhandlungsrunden kam es am Dienstag zu einer Einigung im Bereich der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung. Der Kollektivvertrag, der für rund 54.000 Beschäftigte gilt, schreibt eine Erhöhung der Brutto-Stundenlöhne um mindestens 3,8 Prozent ab 1. Jänner 2025 vor. Das entspricht dem Wert der rollierenden Inflation. Der Mindestlohn in der Branche steigt damit auf knapp 2.080 Euro. Lehrlinge steigen mit 1.028 Euro im ersten Lehrjahr ein, das sind 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Untere Lohngruppen profitieren

Eine große Besonderheit des neuen Reinigungs-KV ist, dass er für drei Jahre gilt. Bis 2027 werden schrittweise die Lohngruppen von sechs auf vier reduziert, was den Beschäftigten mit niedrigeren Einkommen zugutekommt. „Besonders erfreulich ist, dass die Entlohnung in der Unterhaltsreinigung auf lange Sicht steigt. In diesem Bereich sind überwiegend Frauen – viele von ihnen Migrantinnen – beschäftigt, die aufgrund familiärer, aber viel mehr wegen branchenspezifischer Umstände Teilzeit arbeiten müssen“, so Ursula Woditschka, Verhandlerin der Gewerkschaft vida.

Vereinfachung schafft Transparenz

Woditschka ist sich sicher, dass das neue Lohngruppenschema noch einen weiteren Vorteil mit sich bringt: Mit dieser Neudefinition der Lohngruppen werde die Einstufung klarer und transparenter. Dadurch können Beschäftigte besser nachvollziehen, was ihnen zusteht und das auch einfordern. „Damit wird auch zwischen den Betrieben weniger Preisdumping stattfinden. Denn schlussendlich sollen bei Ausschreibungen nur die ordentlichen Betriebe, die mit ihren Mitarbeiter:innen fair umgehen, zum Zug kommen“.

Mehr Vollzeit für Frauen

Ein weiteres Novum im neuen Reinigungs-KV ist die Durchrechnung im Ausmaß von sechs Monaten in allen Bereichen außer der Hotelreinigung. Überstunden werden also nur dann ausbezahlt, wenn sie nicht innerhalb eines halben Jahres mit Zeitausgleich abgegolten wurden. Da diese Regelung nur für Vollzeitkräfte gilt, soll sie dazu führen, dass in der Reinigung endlich mehr Vollzeitstellen angeboten werden. „Aktuell arbeiten in dieser Branche vorwiegend Teilzeitkräfte mit einem geringem Stundenausmaß – und das muss sich ändern. Viele Reiniger:innen würden gerne mehr arbeiten. Mit mehr Vollzeit in dieser stark weiblich besetzten Branche schaffen wir es, dass mehr Frauen von ihrem Einkommen leben können“, betont vida-Gewerkschafterin Woditschka.

Update 28. November 2024

Zur vierten KV-Runde für die Reinigungsbranche verdeutlichten die Beschäftigten mit einer Aktion: Lohnerhöhungen im Wert von einer Scheibe Brot sind zu wenig.

Am Donnerstag fand der vierte Verhandlungstermin zum Kollektivvertrag für die Reinigungsbranche statt. Die Arbeitgeber:innen hatten sich zuletzt wenig kompromissbereit gezeigt. Daher überraschten die Beschäftigten diese gemeinsam mit vida-Funktionär:innen mit einem besonderen „Willkommensempfang“ vor Beginn der Verhandlungsrund.

Aktion des Fachbereichs Gebäudemanagement
Gewerkschaft vida

Rund fünfzig Menschen versammelten sich, mit Warnwesten und Plakaten ausgestattet, an der Einfahrt der Reinigungsakademie, wo die Verhandlungen stattfinden sollten. Bei der Ankunft der Arbeitgeber wurden diese unmittelbar mit der Botschaft der Protestierenden konfrontiert: „Unsaubere Arbeitgeber: Sie gönnen uns nicht einmal die Butter auf dem Brot!“. Damit wurde verbildlicht, dass die bisher angebotenen Lohnerhöhungen gerade einmal den Wert einer trockenen Brotscheibe haben.

Die Reinigungsbranche ist stark weiblich und migrantisch geprägt, viele arbeiten Teilzeit, die Löhne sind vergleichsweise niedrig. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung geht es also darum, Armut von arbeitenden Menschen zu verhindern. Denn von Brot alleine kann niemand leben.

Update 13. November 2024

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die Beschäftigten der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung (DFG) haben auch in der dritten Runde keine Einigung gebracht. Die Arbeitgeber bieten aktuell 3,8 Prozent Lohnerhöhung, was nur die Inflation abdeckt. Dringend notwendige Reformen der Arbeitsbedingungen - bei hohen Teilzeitquoten, einem hohen Frauenanteil und ungünstigen Arbeitszeiten - sollen laut Arbeitgeberseite unverändert bleiben oder sogar verschlechtert werden. Konkret schlagen die Arbeitgeber eine Jahresdurchrechnung der Arbeitsstunden vor, wodurch Überstunden kaum mehr als solche definiert und abgegolten würden.

Reinigungsbranche auf niedrigem Niveau

vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit kritisiert die fehlende Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber scharf: „Was die Weiterentwicklung und Attraktivierung ihres Branchen-KVs betrifft, blockieren sie jede Veränderung. Damit muten sie den Arbeitnehmer:innen enorme Belastungen zu und stellen sich auch selbst ein Bein.“ Bereits jetzt seien Löhne und Arbeitsbedingungen in der DFG auf niedrigem Niveau. „Wenn dann noch Maßnahmen forciert werden, die Beschäftigte de facto um ihre Überstundenzuschläge bringen, wird die Reinigungsbranche bald kaum mehr an Unattraktivität zu überbieten sein“, so der vida-Gewerkschafter.

Arbeitgeber drehen an Abwärtsspirale

Nachbesserungen für Reinigungskräfte - sowohl bei den Löhnen als auch bei den Rahmenbedingungen - sind laut Hebenstreit unabdingbar.

„Arbeitgeber drehen fleißig an der Abwärtsspirale. In Österreich sind private Konsumausgaben immer ein Stabilisator gewesen. Da braucht es gerade bei den niedrig entlohnten Branchen einen kräftigen Turbo. Zugleich jammern die Arbeitgeber über Auftragsrückgang. Offensichtlich brauchen sie Nachhilfe in volkswirtschaftlichen Zusammenhängen: Aufträge kommen über Zuversicht und Konsum. Dazu braucht es Einkommen, die das ermöglichen."

Roman Hebenstreit, vida-Vorsitzender

„Wenn die Arbeitgeberseite weiterhin Verbesserungen ausschließt, können wir nicht garantieren, dass die Verhandlungen zu einem Abschluss kommen“, so vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit.

Die nächste Verhandlungsrunde für den Reinigungs-KV ist für den 28. November angesetzt.

Update 24. Oktober 2024

Am 24. Oktober 2024 fand der zweite KV-Verhandlungstermin im Bereich der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung (DFG) statt. Die Verhandler:innen konnten den Kollektivvertrag, wie zu erwarten, noch nicht zu einem Abschluss bringen. Ursula Woditschka, Verhandlerin der Gewerkschaft vida, kritisiert vor allem, dass die Arbeitgeber:innenseite für 80 Prozent der Beschäftigten unter der rollierenden Inflation abschließen wollen, die bei 3,9 Prozent liege. Das aktuelle Angebot für vier von sechs Lohngruppen liegt bei 3,3 Prozent. „Damit hätten die meisten Reiniger:innen real Lohneinbußen. Dem können wir als Arbeitnehmer:innenvertretung keinesfalls zustimmen“, so die vida-Gewerkschafterin.

Frauenbranche Reinigung

Auch im Kontext des Equal Pay Day, der heuer österreichweit auf den 1. November fällt, ist es wichtig, die Beschäftigten in der Reinigung nicht im Stich zu lassen. DFG ist eine stark weiblich geprägte Branche. Von den rund 54.000 Beschäftigten sind zwei Drittel Frauen. Und von ihnen sind wiederum zwei Drittel teilzeitbeschäftigt.

„Diese Frauen können schon jetzt nur schwer ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ihre Teilzeitlöhne sind gering und ihre Tage wegen geteilter Dienste oft zerrissen. Wenn sie zweimal am Tag zur Arbeit ausrücken – einmal frühmorgens und dann wieder spätabends – entstehen für sie zusätzliche Kosten, die ihnen niemand erstattet. Hier kann man nichts wegsparen.“

Ursula Woditschka, vida-Fachbereichssekretärin Gebäudemanagement

Hoffnung auf Einigung

Trotz der aktuell verhärteten Fronten zwischen den KV-Verhandlungsteams gebe es laut Woditschka weiterhin Grund zur Hoffnung, dass es zu einer Einigung kommt, von der auch die Reiniger:innen etwas haben. Aber: „Sollten die Arbeitgeber:innen sich nicht in unsere Richtung bewegen, werden wir als nächsten Schritt die Betriebsräte informieren“, zeigt sich die Gewerkschafterin entschlossen.