Gewaltprävention am Arbeitsplatz: Tagung fordert mehr Schutz und Zivilcourage
Rund 300 Teilnehmer:innen diskutierten auf der Gewaltpräventionstagung „Auch du! Handeln statt gaffen!“ über konkrete Maßnahmen gegen Gewalt und für mehr Sicherheit in der Arbeitswelt. Der Konsens: Gewaltprävention braucht klare Regeln, gesellschaftliche Verantwortung und mutiges Handeln.
Fachtagung Gewaltprävention
Gewalt am Arbeitsplatz: Ein wachsendes Problem
Ob im Gesundheitswesen, im Bildungsbereich, im öffentlichen Verkehr oder in der Verwaltung – Übergriffe auf Beschäftigte nehmen zu. Psychische Belastung, verbale Angriffe oder sogar körperliche Gewalt sind trauriger Alltag. Genau hier setzte die Gewaltpräventionstagung am 26. März im ÖGB-Haus Catamaran an. Unter dem Motto „Auch du! Handeln statt gaffen!“ luden die Arbeiterkammer Wien, der ÖGB, die Gewerkschaften vida, GPA, GÖD und der Verein Weisser Ring zur Diskussion über Opferschutz, Prävention und Zivilcourage.
Forderung nach sicheren Arbeitsplätzen
AK-Präsidentin Renate Anderl eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Appell: „Gewalt am Arbeitsplatz nimmt leider immer mehr zu. Arbeitgeber müssen gemeinsam mit Betriebsräten konkrete Schutzmaßnahmen entwickeln.“ Der Schutz der Beschäftigten sei keine Kür, sondern Pflicht.
Christa Hörmann (ÖGB) wies auf die besondere Betroffenheit von Frauen hin: „Gewaltprävention ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines selbstbestimmten und gewaltfreien Lebens. Sie gehört in jede Arbeitsrealität.“
„Menschen können überall Gewalt erfahren – auch am Arbeitsplatz. Veranstaltungen wie diese sind wesentlich, damit Betroffene ihre potenziell traumatisierenden Erfahrungen gut verarbeiten können.“
Gewerkschaften: Keine Toleranz gegenüber Gewalt
Olivia Janisch (vida) betonte die Verantwortung der Gesellschaft und der Gewerkschaften gleichermaßen: „Gewalt darf nicht tabuisiert oder bagatellisiert werden. Wir fordern respektvolle Arbeitsumfelder und effektive Schutzmaßnahmen.“
Mario Ferrari (GPA Wien) erinnerte an den strukturellen Charakter des Problems: „Gewalt ist kein individuelles Fehlverhalten, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung – Arbeitgeber tragen hier eine besondere Verantwortung.“
Eckehard Quin (GÖD) verwies auf gestiegene Gewalt gegenüber öffentlich Bediensteten und begrüßte die gesetzliche Ausweitung des Wachebediensteten-Hilfeleistungsgesetzes – forderte aber mehr: „Prävention und Schutz müssen weiter ausgebaut werden.“
Prävention wirkt – wenn man sie ernst nimmt
In seiner Keynote rief Holger Pressel (AOK Baden-Württemberg) dazu auf, Gewalt als strukturelles Phänomen zu erkennen und nicht länger zu verschweigen. „Viele Vorfälle werden aus Scham oder Resignation nicht gemeldet. Führungskräfte, Betriebsräte und Gewerkschaften können das ändern, indem sie ein funktionierendes Meldesystem etablieren.“
"Viele Vorfälle werden aus Scham oder Resignation nicht gemeldet. Führungskräfte, Betriebsräte und Gewerkschaften können das ändern, indem sie ein funktionierendes Meldesystem etablieren."
Seine Botschaft war klar: Gewaltprävention lohnt sich – für Betriebe, für Beschäftigte, für die gesamte Gesellschaft.
Zivilcourage statt Wegsehen
Die Tagung bot auch Raum für praxisnahe Workshops zu Themen wie Sicherheit im öffentlichen Verkehr, Konfliktlösung am Arbeitsplatz, Gewalt im Bildungsbereich und ILO 190, dem internationalen Übereinkommen gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt.
Infostände, Kulturbeiträge und Networking-Möglichkeiten rundeten das Programm ab. Der gemeinsame Nenner: Zivilcourage ist lernbar. Und sie ist unverzichtbar.
Fazit: Gewalt hat in der Arbeitswelt keinen Platz
Die Gewaltpräventionstagung hat deutlich gemacht: Arbeitgeber, Politik und Gesellschaft müssen gemeinsam handeln, um Gewalt vorzubeugen. Es braucht klare Schutzkonzepte, verlässliche Meldewege, gesetzliche Rahmenbedingungen und vor allem: den Mut, hinzusehen und zu handeln.
Denn eines ist sicher: Ein sicherer Arbeitsplatz ist kein Luxus – sondern ein Grundrecht.
Fotogallerie
Alle Bilder der Veranstaltung findet ihr hier.