Sicherheitskräfte unter Druck – Wer beschützt die Beschützer:innen?
Unfaire Löhne, überlange Arbeitszeiten und prekäre Bedingungen: Die Sicherheitsbranche braucht dringend Verbesserungen. Gewerkschaft vida und AK Wien fordern mehr Schutz für Beschäftigte.
Pressekonferenz
Sie stehen an vorderster Front, wenn es um die Sicherheit in Banken, Einkaufszentren, Bürogebäuden oder bei Großveranstaltungen wie beispielsweise Festivals oder Fußballspiele geht – doch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Bewachungsgewerbe sind oft alles andere als sicher.
Die Gewerkschaft vida und die AK Wien haben die Branche genau unter die Lupe genommen und alarmierende Missstände festgestellt: überlange Dienste, kaum planbare Arbeitszeiten, ausbleibende Überstundenzahlungen und unseriöse Geschäftspraktiken. Zeit für Veränderungen!
Überlange Arbeitszeiten und fehlende Planungssicherheit
Bis zu fünf Tage hintereinander jeweils zwölf Stunden im Dienst – ein Arbeitsalltag, der nicht nur unzumutbar, sondern auch hochriskant ist. „Kein Mensch kann so lange durchgehend aufmerksam sein und für Sicherheit sorgen“, warnt Gernot Kopp, Fachbereichsvorsitzender Gebäudemanagement bei der Gewerkschaft vida. Hinzu kommt, dass viele Sicherheitskräfte aus der Arbeitsbereitschaft heraus in den Einsatz müssen, ohne vorher ausreichend Ruhezeiten zu haben.
Dazu kommt eine extreme Flexibilität auf Kosten der Beschäftigten: kurzfristige Dienstplanänderungen, abrupte Verschiebungen und Minusstunden durch rechtswidrig angeordnete Arbeitszeit machen es fast unmöglich, Privat- und Familienleben zu organisieren. In vielen Fällen fehlen klare Regelungen für faire Dienstpläne und eine gerechte Entlohnung.
Lohndumping und prekäre Beschäftigung
Unklare Abrechnungen, nicht bezahlte Überstunden und Minus-Stunden, die zu Lasten der Beschäftigten gehen, sind in der Branche weit verbreitet. Rund 36 % der untersuchten Fälle betrafen nicht oder falsch abgerechnete Überstunden – in Extremfällen wurden sogar 300 unbezahlte Überstunden registriert.
Besonders problematisch ist auch der Missbrauch durch Subunternehmer. Gerade in der Festivalsaison werden Aufträge an eine Kette von Subunternehmen vergeben, die kaum mehr nachzuvollziehen ist. Das Ergebnis: Viele Beschäftigte wissen oft nicht einmal genau, bei wem sie eigentlich angestellt sind – und bleiben am Ende auf ihren Lohnansprüchen sitzen.
Kündigungen im Krankenstand: Ein unhaltbarer Zustand
Sicherheitskräfte, die krank werden, stehen in vielen Fällen vor einer plötzlichen Kündigung. Bereits der zweite Krankenstand kann zum Verhängnis werden – oft erfolgen die Kündigungen formlos per WhatsApp oder direkt nach der Krankmeldung.
Sicherheit darf nicht zum Billigtarif existieren!
Um die Branche endlich fair und transparent zu gestalten, fordern die Gewerkschaft vida und die AK Wien:
- Sicherheitsdienstleistungsgesetz: vida und Arbeiterkammer fordern seit Jahren eine gesetzliche Regelung für private Sicherheitsdienste, die Ausbildung, Weiterbildungen und Zuverlässigkeitsprüfungen einheitlich regelt. Dieses Gesetz soll klare Anforderungen an Sicherheitskräfte und Auftraggeber:innen stellen, die Abgrenzung zu staatlichen Aufgaben im Bereich der Polizei und der Justizwache eindeutig regeln und die Qualität in der Branche nachhaltig verbessern. Laut Regierungsprogramm soll eine solche Regelung nun endlich umgesetzt werden – vida und AK Wien fordern eine rasche Umsetzung.
- Verlässliche und transparente Arbeitszeiten: Sanktionen für Arbeitgeber:innen, die Dienstpläne nicht einhalten, und ein Flexibilitätszuschlag für kurzfristige Dienständerungen.
- Faire Bezahlung: Doppelte Entlohnung („Duplum“), wenn Überstunden nicht fristgerecht gezahlt werden, bessere Nachtdienstzulagen und ein Verbot von unbezahlten Überstunden.
- Schutz vor unfairen Kündigungen: Ein rechtlicher Schutz gegen Kündigungen im Krankenstand.
- Reform der Zuverlässigkeitsprüfung und Ausbildung: Einheitliche, bundesweite Regelungen und geregelte Weiterbildungen in Erste Hilfe, Deeskalation und Brandschutz.
- Schluss mit Lohndumping: Striktere Kontrollen gegen unseriöse Subunternehmerketten, erstklassige Standards bei öffentlichen Auftragsvergaben und härtere Strafen für Lohn- und Sozialdumping.
Sicherheit ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft – doch das kann nur gewährleistet werden, wenn auch die Menschen, die für Sicherheit sorgen, faire Arbeitsbedingungen haben.