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Elementarpädagog:innen sind am Ende ihrer Kräfte

Die Entwicklung unserer Kinder muss mehr wert sein!

Elementarpädagogik

Fat Camera | Getty Images

Elementarpädagog:innen und Assistent:innen sind neben den Eltern und Geschwistern jene Personen, die Kinder bei ihrem Aufbruch in ihr gesellschaftliches Leben unterstützen und begleiten. Selbstständig Gabel und Messer verwenden, in vollen Sätzen sprechen, sich sozial in einer Gruppe verhalten – das sind nur drei der wichtigen Entwicklungsschritte in den ersten Lebensjahren. Um Kindern eine gute Grundlage für ihren späteren Lebenslauf mitzugeben, brauchen Elementarpädagog:innen endlich bessere Arbeitsbedingungen.

Die Aufgaben im Kindergarten sind vielseitig und von großer und nachhaltiger Bedeutung. Aber die Wertschätzung für diese wichtige Arbeit fehlt an vielen Stellen: Schlechte Bezahlung, große Gruppen und steigende Anforderungen zermürben die Beschäftigten in der Elementarpädagogik zusehends. Die Pandemie mit den zusätzlichen, sich ständig ändernden Herausforderungen hat diese seit vielen Jahren bestehende Schieflage verstärkt. Den PädagogInnen und AssistentInnen reicht es, sie fordern Änderungen ein: „Es ist 5 nach 12. Die Krankenstände explodieren. Die Burn-Out-Quote ist extrem hoch. Wir brauchen sofort und rasch gleichzeitig anwesendes Personal“, so die Rückmeldung einer Teilnehmerin der Konferenz „Elementarpädagogik ist kein Kinderspiel, sondern wichtige Bildungsarbeit“, die am 8. Oktober 2021 im ÖGB stattfand.

Proteste von Beschäftigen in privaten und öffentlichen Kindergärten und Horte

Beschäftigte gehen nun mit ihren Gewerkschaften in die Offensive. So veranstalteten die Belegschaften der Wiener privaten elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen gemeinsam mit der GPA am 12. Oktober im Votivpark in Wien eine große öffentliche Betriebsversammlung mit über 5.000 Beteiligten. Der Tenor ist eindeutig: „Es reicht! Macht endlich die Augen auf, was ihr fordert ist so nicht zu schaffen”, steht auf einem der Transparente. Begleitet wurden die Demo-Parolen von einem Konzert aus Trillerpfeifen und Tröten, Rasseln und Ratschen.

Zwei Tage später gehen Beschäftigte der öffentlichen Kinderbildungseinrichtungen mit ihrer Gewerkschaft vida auf die Straße. Protestiert wird diesmal vor dem Bildungsministerium. „Wir laden alle Beschäftigten, Eltern und SympathisantInnen ein, sich unserem Protest am 14. Oktober um 8 Uhr vor dem Bildungsministerium abzuschließen“, so Christa Hörmann, stellvertretende Vorsitzende in der vida.

Gefordert wird:

  • Mehr Personal
  • Kleinere Gruppen
  • 1 Milliarde für den elementaren Bildungsbereich
  • Einheitliches Bundesrahmengesetz
  • Eine Ausbildungsoffensive

Kinderbildung bekommt politische Unterstützung

Der ÖGB unterstützt gemeinsam mit GPA, vida und vida die Anliegen der Beschäftigten in der Elementarpädagogik. Gemeinsam mit den Sozialpartnern und der Industriellenvereinigung setzt sich der Gewerkschaftsbund seit längerer Zeit auch für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Elementarpädagogik und den Ausbau der Plätze in Kindergärten und Horten ein. Im Zuge der gemeinsamen Forderungen nach einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag des Kindes haben sie auch die Situation der Beschäftigten in der Branche durchleuchtet. Das Ergebnis war eindeutig: Wer eine gute erste Ausbildung für sein Kind will, muss auch den Beschäftigten gute Bedingungen bieten.

In einem weiteren Schritt haben die Sozialpartner und die IV einen genauen Fahrplan entwickelt, wie die Verbesserungen in der Elementarpädagogik bis 2025 gelingen kann. In 5-Punkten wird ausgeführt, welche Maßnahmen es braucht, um das Vorhaben zeitgerecht umsetzen zu können.

Mobilisierung bringt erste Erfolge

Die Proteste der Beschäftigten und der Druck durch andere politische Organisation zeigen bereits Wirkung. So versprach Bildungsminister Faßmann mehr Geld für die Elementarpädagogik zur Verfügung zu stellen und die unterschiedlichen Regelungen zwischen den Bundesländern zu vereinheitlichen. Auch die Aufnahme in den Beirat für Elementarpädagogik, aus dem die Gewerkschaften lange Zeit ausgeschlossen waren, konnte erwirkt werden. Die Stadt Wien bewegt sich auch und hat nun eine Verdoppelung der AssistentInnenstellen in der Stadt versprochen.

„Es freut mich, dass dank unseres Drucks beim Thema Kinderbildung Verbesserungen anstehen. Klar ist aber auch, wir werden genau darauf schauen, was tatsächlich umgesetzt wird“, kommentiert ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann die ersten Erfolge: „Die angekündigten Maßnahmen sind ein erster wichtiger Schritt, aber der ÖGB wird nicht lockerlassen, bis Kinder, Beschäftigte und Eltern wirkliche Verbesserungen spüren.