AUA-KV: „Das Management hat uns in diese Situation gedrängt“
Roman Hebenstreit in der „Krone“ zum AUA-Kollektivvertrag
Luftfahrt
Scheinangebote
Nach 20 Verhandlungsrunden im AUA-Gehaltsstreit gibt es noch keine Einigung: „Ein Stück weit hat das Management uns in diese Situation hineingedrängt. Da wurden in der Öffentlichkeit Scheinangebote kommuniziert von 18 oder gar 28 Prozent, die am Verhandlungstisch aber nie gehalten haben“, so Hebenstreit im Gespräch mit der „Sonntagskrone“.
"Die Belegschaft leistet hervorragende Arbeit und hat in der Corona-Krise auf Gehälter im Wert von 300 Millionen Euro verzichtet. Trotzdem wird sie vom Lufthansa-Konzern als Schlusslicht behandelt. Bis heute hat es niemand der Mühe wert gefunden, sich bei der Belegschaft einmal zu bedanken."
„Wir hätten gerne den Anschluss gefunden im Konzern. Aber das muss mehr sein als eine nackte Inflationsrate“, macht der vida-Gewerkschafter darauf aufmerksam, dass der Lufthansa-Konzern 2,7 Milliarden Gewinn macht und 40 Prozent davon als Dividenden ausschüttet. Die AUA hatte einen Rekordgewinn von 127 Millionen Euro. Flugbegleiter:innen würden 1700 Euro netto für einen sicherheitsrelevanten Schichtarbeiter:innenjob verdienen. Gehaltsunterschiede zu den anderen Airlines im Lufthansa-Konzern seien „eklatant“, auch bei den Pilot:innen. „Diese Lücke müssen wir verkleinern, darum geht es“, betont Hebenstreit.
Leere Versprechen
Was die Rettung der AUA in der Pandemie mit Steuergeld betrifft, erinnert Hebenstreit daran, dass es damals hieß, „das Rettungspaket gebe es nur, wenn die Beschäftigten auf Einkommen verzichten. So hat man neben den 150 Millionen Steuergeld 300 Millionen Gehaltsverzicht erwirkt“. Es seien dafür Beschäftigungs-, Standort- und Investitionsgarantien versprochen worden. Das österreichische Steuergeld sei dann aber nur das Fundament für die Dividenden der Lufthansa gewesen. Der deutsche Staat war klüger. Er habe sich Anteile als Besicherung geholt, so Hebenstreit.
„Ich würde mir langsam erwarten, dass jemand bei der Lufthansa anruft und das (Standort- und Beschäftigungsgarantien, Anm.) auch einfordert. Dass die politisch Verantwortlichen sagen, liebe Lufthansa, hört auf, die österreichischen Beschäftigten zu erpressen!“
Auf die „Krone“-Frage, ob die AUA im Zuge der KV-Auseinandersetzung „abstürzen“ könnte sagte Hebenstreit, dies hänge nicht von der Gewerkschaft, sondern von den AUA-Managern ab. Und weiter über AUA-Chefin Annette Mann: „In der Öffentlichkeit habe ich sie noch nie für die AUA reden gehört. Sie redet immer nur vom Lufthansa-Konzern, das ist für die österreichische Belegschaft mehr als befremdlich.“
„Unterschätzen Sie bitte nicht die Enttäuschung Ihrer Belegschaft darüber, was gerade in Ihrem Konzern passiert!“
Gefragt, wo er die Aufgabe der Gewerkschaften sieht, antwortet der vida-Vorsitzende: „Wir müssen aufpassen, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt. Gandhi hat gesagt: ‚Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.‘ Es sind die Gewerkschaften, die mit ihrer ausgleichenden Funktion dafür sorgen, dass diese Gier nicht überhandnimmt.“
Das Interview in voller Länge findest du hier:
https://www.krone.at/3334006