Tagungsbericht: Wie kommt der Wert in die Arbeit?
Warum Frauen- und Männerarbeit unterschiedlich bewertet werden und was gewerkschaftliche Arbeit dagegen bewirken kann.
vida Frauen
Der Wert von Arbeit und Leistung ist Inhalt öffentlicher Diskurse und nicht zuletzt eine Geschlechterfragen. Bei der Tagung "Wie kommt der Wert in die Arbeit?" setzten internationale Expertinnen auch ökonomische, philosophische sowie soziologische und politische Ansätze in Relation zueinander. Um die Arbeitsgesellschaft geschlechtergerechter und nachhaltiger zu gestalten, müsse der Wert von Arbeit neu bewertet werden, so die wichtigste Erkenntnis aus der Veranstaltung.
vida: Erfolgreich KV-verhandelt
Anhand der jüngsten Kollektivvertragsabschlüsse der Gewerkschaft vida erläuterte bei der Tagung Olivia Janisch, vida-Bundesfrauenvorsitzende und stv. vida-Vorsitzende, wie es dabei gelang, erfolgreich zum Schluss des Gender Pay Gaps, also des bestehenden Einkommensunterschieds zwischen den Geschlechtern, beizutragen. In der vida sind viele Dienstleistungsberufe, hauptsächlich Arbeiter:innen, wie etwa die Gesundheits- und Pflegeberufe, Friseur:innen, Kosmetiker:innen, Tourismusberufe aber auch die Reinigungs-, Handels-, oder Gebäudemanagementberufe organisiert. Diese Branchen haben gemeinsam, dass sie über einen hohen Frauenanteil verfügen, und sehr viele Frauen nur in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung arbeiten. So sind etwa im Bereich der 18.500 unselbständig Beschäftigten Friseur:innen und Kosmetiker:innen 16.000 Frauen tätig. Im Bereich Reinigung bzw. Gebäudemanagement beträgt der Frauenanteil unter fast 74.000 Beschäftigten rund 50 Prozent. 8.400 von diesen Frauen sind nur geringfügig beschäftigt. Nach dem Vorbild der Eisenbahn-KV-Verhandlungen ist man seitens der Gewerkschaft bei den KV-Verhandlungen im Herbst 2022 dazu übergegangen, anstatt eines prozentuellen Werts, von den Arbeitgebern monatliche Fixbeträge als Lohnerhöhung zu fordern. Etwa im Gesundheitsbereich bei den Ordensspitälern oder den privaten Krankenanstalten war man damit erfolgreich und konnte Fixbeträge für die Beschäftigten erreichen, erörterte Janisch.
"Ziel ist es, dass mit dieser Strategie noch mehr Geringverdiener und somit auch viele weitere Frauen von Fixbeträgen als Lohnerhöhung profitieren sollen."
Olivia Janisch, vida-Frauenvorsitzende
Höhere Löhne für jene, die sie brauchen
Das hatte den Vorteil, dass in den niedrigeren und mittleren Einkommensstufen die KV-Erhöhungen deutlich höher ausfielen als in den oberen Lohnkategorien. Davon profitierten letztendlich aufgrund der Systematik viele Geringverdiener:innen und auch Frauen. „Angesichts der Rekordteuerung war das auch notwendig. Wir konnten in allen Branchen neben der Teuerungsabgeltung auch kräftige Reallohnerhöhungen für jene Menschen erreichen, die das wegen der hohen Preise auch dringend brauchten“, bekräftigte Janisch. Geholfen hat dabei auch die 2.000-Euro-Bruttomindestlohnforderung des ÖGB für alle Branchen. "Ziel ist es, dass mit dieser Strategie noch mehr Geringverdiener und somit auch viele weitere Frauen von Fixbeträgen als Lohnerhöhung profitieren sollen", so die vida-Bundesfrauenvorsitzende im Hinblick auf kommende Herbstlohnrunden.