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Gewalt am Arbeitsplatz: Formen und Folgen

In der Arbeit mit Gewalt konfrontiert zu sein, darf nicht als natürliches Berufsrisiko gelten. Opfer von Übergriffen zu werden, kann sich traumatisch auf Mitarbeiter:innen auswirken. Wir haben zusammengefasst, welche Auswirkungen Gewalt am Arbeitsplatz haben kann.

Tatort Arbeitsplatz

Definition von Gewalt

Die Internationale Arbeitsorganisation ILO beschreibt Gewalt am Arbeitsplatz als "jede Handlung, Begebenheit oder von angemessenem Benehmen abweichendes Verhalten, wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht, verletzt, verwundet wird." Darin sind sowohl Übergriffe Dritter mit gesundheitlicher (körperlicher und physischer) Schädigung, als auch Übergriffe von KollegInnen oder Vorgesetzten enthalten. Zu unterscheiden sind externe und interne Gewalt. Externe Gewalt wird von Kund:innen, Patient:innen, Klient:innen ausgeübt. Interne Gewalt wird durch Kolleg:innen, Vorgesetzte oder dem Management verursacht.

Psychische Gewalt im Berufsleben

In den letzten Jahren liest und hört man immer wieder von Mobbing. Mobbing ist eine Form des Psycho-Terrors am Arbeitsplatz. Dabei gehen Kolleg:innen oder Vorgesetzte zielgerichtet gegen eine:n Mitarbeiter:in oder Kolleg:in über einen längeren Zeitraum systematisch vor. Oft sind die Betroffenen Schikanen, Beleidigungen, Kränkungen oder Entwürdigungen ausgesetzt, z. B. durch Entzug von Zuständigkeiten oder Verantwortung, aber auch durch Übertragung unangemessener Tätigkeiten oder durch Verunglimpfungen wie übler Nachrede oder Gerüchten. Übrigens, gehen die Angriffe vom Arbeitgeber aus, spricht man von Bossing.

Eine seit kürzerer Zeit auftretende Form von Gewalt ist das so genannte Stalking. Im Gegensatz zu den meisten Aggressionshandlungen tritt Stalking in der Regel als Beziehungstat auf. Zunehmend tritt das Nachstellen einer Person auch im Arbeitskontext auf. Der Schutz der Privatsphäre wird hierbei regelmäßig missachtet und Betroffene bis ins Privatleben hinein verfolgt.

Ein weiteres Tabuthema, das mit Gewalt am Arbeitsplatz teilweise zu tun hat, ist Gewalttätigkeit gegen ältere Menschen. Sie erstreckt sich von der Benachteiligungen am Arbeitsmarkt über Beleidigung und soziale Isolation, bis hin zu körperlichen Übergriffen. Diskriminierung aufgrund des Alters nennt man auch Ageismus. 

Auswirkungen von Gewalt

Die Folgen von Gewalt am Arbeitsplatz sind äußerst unterschiedlich. Sie reichen von Demotivierung bis hin zu Stress, Angstzuständen und psychischen sowie körperlichen Verletzungen. Häufig verlieren Betroffene sogar ihr Vertrauen in die soziale Umwelt. Gewalt im Job hat auch Auswirkungen auf Arbeitsleistung und -klima. Das macht sich in Form von vermehrten Krankenständen, einer sinkenden Motivation und einer geringeren Produktivität bemerkbar.

Gesundheit in Gefahr

Die negativen psychischen und physischen Folgen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von Gewalt betroffen sind, sind unbestritten. Die gesundheitlichen Folgen für Betroffene können gravierend sein. Körperliche Verletzungen können Arbeitsunfähigkeit, im Extremfall den Tod von Beschäftigten bewirken. Umgekehrt kann sich auch psychische Gewalt langfristig auch negativ auf das körperliche Befinden auswirken. 

Stress für die Seele

Neben den sich unmittelbar aus der Gewaltanwendung ergebenden körperlichen Schäden haben psychische Folgen eine besondere Bedeutung. Dabei muss es nicht zu einer direkten Gewaltanwendung kommen. Auch Gewaltandrohung und verbale Aggressionen stellen eine erhebliche psychische Stressbelastung dar.

Posttraumatische Symptome

Die psychischen Verletzungen äußern sich oft in posttraumatischen Belastungssymptomen, wie z. B. Schlafstörungen, Ängste, sich aufdrängende Erinnerungen, Vermeiden oder Verdrängen von Umständen und Situationen, die einen Bezug zu dem erlittenen Geschehen haben.

Umfangreiche Störungen

Im ungünstigen Fall können sich die Beschwerden zu einer posttraumatischen Belastungsstörung verfestigen. Die Folgen sind Arbeitsunfähigkeit, ggf. Berufsunfähigkeit und Frühpensionierung, häufig Suchtprobleme und gestörte soziale Beziehungen. Angst vor möglichen Gewalttätigkeiten mindert die Motivation und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten und beeinträchtigt das Arbeitsklima.

Belastungen für Körper und Geist

Oft entstehen auf schwere psychische Belastungen körperliche Reaktionen, die nichts mit einer besonderen psychischen Anfälligkeit der Betroffenen zu tun haben. Unmittelbare Gesundheitsstörungen können sein: Herzrasen, Schwindelgefühle, Magen-Darm-Störungen, starke Angstgefühle, Emotionale Labilität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Erschöpfungsgefühle.