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Gewerkschaft vida warnt vor falschen Maßnahmen bei zukünftiger Lohnpolitik

vida-Vorsitzender Hebenstreit fordert mit vier Punkten gezielte Lösungen für den Arbeitskräftemangel von Bundesregierung und Wirtschaftskammer ein

Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, kritisiert Widersprüche und Sackgassen in der aktuellen wirtschaftspolitischen Debatte in Österreich. Die von führenden Ökonomen geforderte Begrenzung der Lohnerhöhungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere durch Vertreter wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr, widerspreche der brennenden Notwendigkeit, für die Wirtschaft entscheidende Bereiche wie etwa der Transport- und Dienstleistungssektor wieder attraktiver für dringend benötigte Arbeitskräfte zu machen.

„Es ist ein fundamentaler Irrtum, zu glauben, dass eine Begrenzung der Lohnsteigerungen die Wirtschaft wiederbeleben kann, wenn gleichzeitig ein dramatischer Arbeitskräftemangel herrscht,“ so Hebenstreit. „Österreich kämpft nicht nur mit einer Rezession, sondern auch mit einem eklatanten Mangel an qualifizierten Fachkräften in vielen Schlüsselbranchen. Diese Menschen mit einer verhaltenen Lohnpolitik abzuschrecken, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern gefährlich.“

Insbesondere in den Bereichen Transport, Gastronomie, Pflege und anderen essenziellen Dienstleistungen fehlen Arbeitskräfte. Doch gerade diese Berufe seien häufig schlecht bezahlt, obwohl sie mit anspruchsvollen Arbeitsbedingungen verbunden sind. „Wir müssen daher gezielt dort investieren, wo Menschen gebraucht werden und nicht die Löhne drücken,“ betont Hebenstreit. „Wenn wir diese Berufe attraktiv machen wollen, brauchen wir angemessene Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.“

Mit einer Begrenzung der Lohnentwicklung die Wettbewerbsfähigkeit steigern zu wollen, stehe im Widerspruch zur Realität des Arbeitsmarktes. „Wie sollen wir Arbeitskräfte gewinnen, wenn wir ihnen nicht einmal eine angemessene Entlohnung bieten?“, fordert Hebenstreit stattdessen eine differenzierte Lohnpolitik, welche die besonderen Bedürfnisse der Branchen berücksichtigen soll, in denen der Arbeitskräftemangel am größten ist.

Laut Hebenstreit seien dafür vier zentrale Maßnahmen notwendig: Gezielte Lohnerhöhungen in Schlüsselbranchen, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Ende der sinnlosen Maßnahme Rot-weiß-rot-Card sowie Investitionen in Aus- und Weiterbildung.

Die Löhne müssten gezielt in jenen Sektoren, die am dringendsten Arbeitskräfte benötigen wie etwa Pflegekräfte, LKW- und Buslenker oder Reinigungspersonal weiter erhöht werden.

Daneben braucht es die Möglichkeit zu flexiblen Arbeitszeiten, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Die Rot-weiß-rot-Card hat bisher kein Problem auf unserem Arbeitsmarkt gelöst“, fordert Hebenstreit ihr Aus. Stattdessen plädiert er für eine Ansiedelungspolitik, die dort greift, wo es keine andere Lösung gibt. „Wir müssen Bedarfe am Arbeitsmarkt decken, ohne dabei Druck auf die Löhne auszuüben. Eine gezielte Ansiedelungspolitik, bei der auch der Familiennachzug berücksichtigt wird, ist der richtige Weg.“ Hebenstreit betont, dass es wichtig sei, die soziale Integration zu fördern, um nicht im Nachhinein neue soziale Probleme, wie etwa eine Zunahme von Problemschulen, zu schaffen.

Als vierte und letzte Maßnahme müsse in vom Personalmangel betroffenen Sektoren stärker in die Ausbildung der heimischen Arbeitskräfte investiert werden. „Das ist ein langfristiger Lösungsansatz, der aber unabdingbar ist“, so der vida-Gewerkschafter. „Wir müssen endlich auf diese mutigen und zielgerichteten Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivierung des Arbeitsmarktes setzen und neoliberale Uraltrezepte über Bord werfen. Nur so können wir langfristig wirtschaftlichen Erfolg und soziale Gerechtigkeit miteinander verbinden“, bekräftigt Hebenstreit abschließend.

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