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Lehrstellen - vida-Hebenstreit: WKÖ-Mahrer „pfeift auf die österreichische Jugend“

„Multipräsident“ will Zahl an jungen perspektivenlosen Menschen in Österreich mit Rot-Weiß-Rot Card weiter steigen lassen.

„Wir haben in Österreich schon längst nicht mehr ausreichend Lehrstellen für die jungen Menschen, weil sich die Wirtschaft und Wirtschaftskammerpräsident Mahrer an vorderster Stelle vor ihrer Verantwortung drücken“, kritisiert der Vorsitzende der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, zur aktuellen Diskussion um den Lehrstellenmangel. Die WKÖ wolle die österreichischen Lehrstellen nun für die ganze Welt öffnen, verfolge mit ihrem neuen Präsidenten nur mehr „Partikularinteressen“ und fühle sich dabei in ihrer „neuen neoliberaler Ellbogentechnik auch noch sichtlich wohl“, ist Hebenstreit empört, dass Mahrer „regelrecht auf die österreichische Jugend pfeift“. 

Im Jänner dieses Jahres seien schon knapp 6.000 junge Menschen auf der Suche nach einer Lehrstelle gewesen, denen rund 4.500 offene Lehrstellen gegenüber gestanden waren. Ohne staatliche Förderungsprogramme wären 1.500 junge Menschen perspektivlos auf der Straße gestanden. Laut AMS standen im Juli 2018 österreichweit schon 8.183 Lehrstellensuchenden nur 5.105 offenen Lehrstellen gegenüber. Der Überhang der Suchenden hat sich nun mit 3.078 Personen schon mehr als verdoppelt.

„Das lässt bei ‚Multipräsident‘ Mahrer noch immer nicht die Alarmglocken läuten. Stattdessen will er die Zahl an jungen perspektivenlosen Menschen in Österreich weiter steigen lassen, indem er über die ‚Rot-Weiß-Rot Card‘ die Lehrstellen in Österreich für die ganze Welt öffnen will“, kritisiert der vida-Vorsitzende.

Dabei ist Österreich bekannterweise Mitglied der 500 Millionen-EinwohnerInnen-Volkswirtschaft EU, innerhalb deren Wirtschaftsraums jeder österreichische Betrieb ohne bürokratische Hürden MitarbeiterInnen anwerben kann. Deshalb brauche es in der aktuellen Lage des europäischen Arbeitsmarktes auch nur in Ausnahmefällen Rot-Weiß-Rot-Cards oder ähnliche Programme für Beschäftigte aus Drittstaaten, gibt Hebenstreit zu bedenken: „Betriebe, die kein Personal finden, sollten sich zuerst einmal die Frage stellen, warum ihnen die ArbeitnehmerInnen nicht gerade die Türe einrennen.“

„Während die ArbeitnehmerInnen von der Regierung, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung mit überlangen Arbeitszeiten und anderen Grauslichkeiten abgestraft werden, erhalten die ArbeitgeberInnen von der Regierung auf Kosten der ArbeitnehmerInnen ein Geschenk nach dem anderen. Solidarität und Sozialpartnerschaft sieht anders aus“, so Hebenstreit weiter. „Es braucht deshalb neben den ausgeweiteten Arbeitszeiten im Rahmen der von der Regierung und den NEOS eingeführten 60-Stunden-Woche und den in einem Aufwaschen gleich noch per Gesetz verkürzten Ruhezeiten nicht auch noch ein zusätzliches Arbeitskräfteüberangebot aus Drittstaaten, um die Löhne zu drücken“, kritisiert der vida-Vorsitzende.

Gerade bei der Lohnentwicklung müsse die sich immer stärker öffnende Schere geschlossen werden, fordert der vida-Vorsitzende, da jene mit stabilen Beschäftigungsverhältnissen zwar profitieren, aber alle anderen – und hier vor allem junge Arbeitskräfte – durch die Finger schauen würden. „Ihre Situation wird mit einer Politik der weiteren unnötigen Erhöhung des Arbeitskräfteangebots nur verschlimmert“, bekräftigt Hebenstreit. 

„Multipräsident Mahrer sollte sich deshalb besser dem Studium der tatsächlichen Zahlen zum Lehrstellenmarkt widmen. Dann würde er sehen, welche Fakenews er dazu in der Öffentlichkeit verbreitet. Vielleicht täte ihm auch der Verzicht auf das eine oder andere Amt gut, um mehr Zeit zum Studium von Sachmaterie im Rahmen seiner Funktion als Wirtschaftskammerpräsident und Sozialpartner aufwenden zu können“, schließt Hebenstreit. 

 

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