Arbeitszeit
Kurz vor der heurigen Sommersaison beginnt wieder das Jammern und Klagen der heimischen Wirte und Hoteliers, dass sie kein Personal finden. Besonders angespannt ist die Situation – wie so oft zuvor - im Westen des Landes. „Die Nachwuchsprobleme gibt es seit Jahren und seit Jahren weisen wir darauf hin, dass diese Probleme hausgemacht sind. Solange zu viele Unternehmer Lehrlinge als billige Hilfskräfte benutzen und jegliche Wertschätzung gegenüber den jungen Arbeitskräften vermissen lassen, solange wird auch kein Ansturm auf eine Ausbildung in den Tourismusgebieten in Westösterreich einsetzen“, so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus.
Laut einem Artikel in der Tageszeitung STANDARD (siehe links) hat die Geringschätzung jetzt aber offenbar eine neue, schockierende und gleichzeitig entlarvende Qualität erreicht: „Und wenn jemand auf fünf Tage in der Woche besteht, nehmen wir auch den“, wird Peter Eder vom Hotel Alte Post zitiert. „Ich darf darauf hinweisen, dass die 5-Tage-Woche im Kollektivvertrag festgeschrieben ist. Die Unternehmer sind aufgefordert, sich an die 40-Stunden Regelung zu halten und nicht gönnerisch Arbeitszeiten festzulegen. Aussagen wie diese sind es, die junge Menschen abschrecken, sich eine Zukunft im Tourismus aufzubauen“, ärgert sich Tusch.
Harte Bedingungen
Die Bedingungen im Hotel- und Gastgewerbe sind ohnehin härter als in den meisten anderen Berufen: unregelmäßige und lange Arbeitszeiten, Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit, körperlich anstrengende Tätigkeiten und hohe psychische Belastungen wie Zeitdruck und Stress wirken nicht gerade verlockend. „Jeder der im Hotel- und Gastgewerbe beginnt, weiß natürlich, dass er oder sie arbeiten muss, wenn andere frei haben. Das ist auch in Ordnung, allerdings müssen die Arbeitgeber auf entsprechende Ausgleichsmaßnahmen achten! Arbeiten an Wochenenden oder Feiertagen darf nicht zur Dauerlösung werden“, mahnt Tusch. Dazu kommen Löhne und Gehälter am unteren Ende der Einkommensskala. Wer das alles in Kauf nimmt, sollte zumindest erwarten können, dass seine Leistung entsprechend respektiert und seine Arbeitskraft geschätzt wird!
Leidenschaft fördern
Gerade das Hotel- und Gastgewerbe ist eine Branche, in der die Beschäftigten mit besonders viel Leidenschaft ans Werk gehen, fordert Tusch: „Wir müssen alles daran setzen, die Euphorie und Talente der Beschäftigten zu fördern und nicht zu ersticken. Wer seinen ArbeitnehmerInnen genau zuhört und versucht, ihre Situation zu verbessern, fördert auch deren Motivation. Es gibt zum Glück Betriebe, die das auch so sehen und in ihre Fachkräfte von morgen investieren!“