Defekte ÖBB-Güterwagen
Der ÖBB-Konzernbetriebsrat lehnt die Wartung von ÖBB-Güterwagen der Rail Cargo Austria (RCA) in der Slowakei grundsätzlich ab. Ziel ist es viel mehr, die Wagenservicearbeiten wieder in die ÖBB-Werkstätten zu holen - auch eine Verlagerung der Wartungsarbeiten nach Ungarn wird kategorisch abgelehnt, betonte Konzernbetriebsratschef und vida-Gewerkschafter Roman Hebenstreit im Interview mit der Austria Presseagentur (APA).
Bis zu 2.000 defekte Güterwagen?
Zu Wochenbeginn hatte der ORF darüber berichtet, dass die italienische Staatsanwaltschaft bis zu 2.000 nun zu überprüfende Güterwagen vorsorglich nicht mehr nach Italien einfahren lässt. Auslöser ist ein Unfall im Frühsommer 2012 - damals entgleiste im Südtiroler Brixen ein ÖBB RCA-Zug. Die italienischen Behörden haben eine lose Radscheibe eines RCA-Waggons als Ursache für den Unfall mit zwei Verletzten identifiziert. Gewartet wurden die Waggons angeblich aus Einsparungshoffnungen im Rahmen einer Auslagerung nicht in den ÖBB-Werkstätten in Österreich sondern im slowakischen Trnava im Wartungsunternehmens ZOS.
Die italienische Blockade werde erst aufgehoben, wenn eine Bestätigung vorgelegt wird, dass die Achsen den internationalen Normen (UIC) entsprechen, teilte Trenitalia unter Berufung auf die italienische Eisenbahnsicherheitsbehörde ANSF mit. Die italienische Justiz ermittelt noch im Anschluss an die Entgleisung vom Juni, noch sei unklar, ob und gegen wen Anklage erhoben wird. Die Untersuchungen sollen aber noch vor Jahresende abgeschlossen sein.
Auslagerungen kosten heimische Arbeitsplätze
Die Steigerung von Auslagerungen der ÖBB sei in den letzten Jahren exorbitant und unschätzbar hoch ausgefallen, kritisierte Hebenstreit in diesem Zusammenhang. Dabei übernehmen die ÖBB, die Jobs ins Ausland auslagern, noch höchstens 40 Prozent ihrer ausgezeichnet qualifizierten Lehrlinge. Dabei könnten diese die Wartung in Österreich perfekt erledigen.
Einsparungspotenzial fragwürdig
"Das Grundübel sind Managerboni für Mitarbeiterabbau", so der Konzernbetriebsratsvorsitzende gegenüber der APA: "Insgesamt liegen die Kosten durch die aktuellen Probleme durch die Auslagerung sicher höher, als wenn das Unternehmen das Service der Güterwagen selbst behalten hätte."
Belegschaftsvertretung verlangt Auskunft im Aufsichtsrat
Der Konzernbetriebsrat werde jedenfalls bei den kommenden Aufsichtsratssitzungen der ÖBB-Töchter RCA, Technische Services und Produktion im November und Dezember "detailliert Auskunft verlangen" - vor allem auch dahingehend, wie viele Arbeitsplätze bisher tatsächlich ausgelagert wurden.
Warum fielen die Probleme in Österreich nicht auf?
Es gehe bei den kommenden Aufsichtsratssitzungen weiters um eine genaue Abbildung der Qualität des Services, der Ausbildungsstandards der mit den Wagenwartungsarbeiten beauftragten Mitarbeiter in der Slowakei und Ungarn sowie der Betriebssicherheit der Wagen durch die Vorstände der ÖBB-Firmen. Weiters stelle sich die Fragen, warum den ÖBB die Probleme mit den Güterwagen nicht schon früher aufgefallen sind und ob versucht wurde, "etwas unter den Teppich zu kehren", so Hebenstreit zur APA.
"Offenbar haben mit der Wagenwartung beauftragte Personen nur unzureichende Fremdsprachenkenntnisse - mit welcher Sicherheit können die Vorstände nun garantieren, dass die Kommunikation mit dem Werk in Ungarn nicht zu ähnlich gelagerten Problemen führen könnte", verlangen Konzernbetriebsrat und Gewerkschaft Auskunft von den Vorständen.