Arbeitszeitverkürzung für EisenbahnerInnen
Die Gewerkschaft vida fordert die Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung bei den EisenbahnerInnen ein. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Vorjahr wurde mit der Wirtschaftskammer vereinbart, Verhandlungen über kürzere Arbeitszeiten und entlastende Maßnahmen für die Beschäftigten im gesamten Eisenbahnsektor aufzunehmen, sagte der Vorsitzende der Sektion Verkehr in der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien. Dass der WKÖ-Fachverband Schienenbahnen nun nicht einmal darüber reden will, sei "ein glatter Bruch der Vereinbarungen". Die Gewerkschaft will bei einer österreichweiten BetriebsrätInnenkonferenz am 7. Mai in Wien die weiteren Schritte beschließen.
Aufholbedarf im Verkehrssektor
Der Verkehrssektor hat gegenüber anderen Branchen eindeutig Aufholbedarf betreffend Arbeitszeitverkürzung: Derzeit gelten bei den Eisenbahnern 40 Stunden Wochenarbeitszeit, die Gewerkschaft strebt 38,5 Stunden Wochenarbeitszeit mit vollem Lohnausgleich für den gesamten Eisenbahnbereich an. Mit den ÖBB wäre die Arbeitszeitverkürzung bereits akkordiert – die Wirtschaftskammer blockiert aber die Umsetzung. Ohne ihre Zustimmung kann die 38,5-Stundenwoche nicht im Arbeitszeit-KV vereinbart werden. Die von Arbeitgeberseite oft geforderte Flexibilisierung der Arbeitszeit sei bei den Eisenbahnern schon erfolgt: So könne die Normalarbeitszeit bis zu 15 Stunden täglich betragen.
Gerade angesichts gedämpfter Konjunkturaussichten und steigender Arbeitslosigkeit ist eine Arbeitszeitverkürzung ein wichtiges Instrument, um die Beschäftigten zu halten und neue Jobs zu schaffen, so Hebenstreit. Das Pensionsantrittsalter steigt, die EisenbahnerInnen bleiben immer länger im Job. Die kürzere Arbeitszeit würde die Belastung verringern und Menschen länger gesund am Arbeitsplatz halten.
Durch Blockadehaltung wird Zeit knapp
Verhandlungen über die Verkürzung der Arbeitszeit für den gesamten Eisenbahnbereich wurden bereits im Vorjahr als Option statt einer Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2013 zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer vereinbart. Durch die nunmehrige Blockadehaltung der Wirtschaftskammer - nach zwei "Sondierungsrunden" hat der Fachverband die Gespräche abgebrochen - werde jetzt die Zeit knapp, empört sich Hebenstreit.
Jobs für junge Leute schaffen
Auch der Betriebsratsvorsitzende der Raaberbahn, Rudolf Kaiser, machte sich im Rahmen der Pressekonferenz für kürzere Arbeitszeiten stark. Durch immense technische Entwicklungen sei der Druck auf die Beschäftigten im Bahnbereich in den letzten Jahren zunehmend gestiegen. Dass die Wirtschaftskammer nun bereits vereinbarte Verhandlungen blockiert, ist für den langgedienten Gewerkschafter "völlig unverständlich". Der Betriebsratschef der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB), Helmut Buchacher, sieht die Arbeitszeitverkürzung als einen Weg, um Jobs für junge Leute zu schaffen. In zahlreichen anderen Branchen seien kürzere Arbeitszeiten schon verwirklicht.
Wenn die Wirtschaftskammer einlenkt, könnten noch heuer rund 34.700 Beschäftigte im Eisenbahnsektor von der kürzeren Arbeitszeit profitieren. Davon arbeiten 32.000 im ÖBB-Konzern und 2.700 bei den anderen 14 Eisenbahnverkehrsunternehmen. Unterschiedliche Arbeitszeit-Regelungen in verschiedenen Bahnunternehmen will die Gewerkschaft nicht akzeptieren. Schließlich gehe es auch um gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb einer Branche, argumentiert der ÖBB-Konzernbetriebsratschef Hebenstreit.
ÖBB-Chef unterstützt Arbeitszeitverkürzung
ÖBB-Chef Kern unterstützt die Arbeitszeitverkürzung, wie er zuletzt am Samstag in einem Interview mit dem ORF betonte. Er warnte vor vor einer "ideologischen Auseinandersetzung" der Sozialpartner. Die ÖBB hätten als größtes Wirtschaftskammer-Mitglied im Bahn-Bereich ihre Meinung klar dargestellt, appellierte er an den Fachverband für eine "pragmatische Lösung". Die weniger werdende Arbeit könnte auf mehr Schultern verteilt werden, so der ÖBB-Chef.