Frankreich macht Bahnzerschlagung rückgängig
vida-Gewerkschafter Roman Hebenstreit sieht die erfolgreichen Wege integrierter Bahnen wie ÖBB sowie Deutsche und Schweizer Bahn bestätigt: „Unterschiedliche Betreiberfirmen für Netz und Betrieb haben sich in Frankreich nur als teurer Flopp herausgestellt. Die Französische Staatsbahn SNCF gibt die Trennung ihrer Bahnfirmen jetzt wieder auf, weil dieser Fehlschlag nur Chaos und unnötige Kosten verursacht hat“, sagt der Vorsitzende der Sektion Verkehr in der Gewerkschaft vida: „Dieses schlechte Beispiel sollte auch allen versuchten Bahnzerschlagern in Österreich eine Warnung sein: Finger weg von einer Amputation der Infrastruktur vom ÖBB-Konzern.“
Trennung von Netz und Betrieb gravierender Fehlschlag
Frankreich habe sich laut Berichten im deutschen „Handelsblatt“ zu diesem Schritt entschlossen, da sich die Trennung von Netz und Betrieb als gravierender Fehlschlag herausgestellt habe, so Hebenstreit. Die beiden eigenständigen Unternehmen hätten nur ständig aneinander vorbei gearbeitet, so eine der Begründungen.
Wiederzusammenführung fährt Milliarde ein
Die französische Bahn habe sich auch deswegen zum Schritt der Wiederzusammenführung entschieden, weil dadurch Synergien von rund einer Milliarde Euro zu erwarten seien. Die eigenständige französische Netzgesellschaft RFF erleide nämlich ein jährliches Defizit in der Höhe von rund drei Milliarden Euro, berichtet das „Handelsblatt“: Das Defizit der französischen Netzgesellschaft sei nach der „Entlassung in die prekäre Unabhängigkeit“ von 20 auf 34 Milliarden Euro „explodiert“.
Mit integrierten Eisenbahnverkehrsunternehmen auf richtigem Weg
„Österreich ist mit seinen integrierten Eisenbahnverkehr-sunternehmen, die sowohl die Infrastruktur als auch die Beförderung von Gütern und Personen innehaben, und seinem engagierten Infrastrukturausbau- und Modernisierungsprogramm auf dem richtigen Weg“, so Hebenstreit weiter. Nur so könnten integrierte Bahnen noch effizienter, kundenfreundlicher und wettbewerbsfähiger werden. Alles andere hätte katastrophale Folgen bis hin zur Existenzbedrohung: Mehrkosten und Schulden – wie aktuell in Frankreich geschehen – würden sonst auf die heimischen Bahnen zukommen, weil Synergien verloren gingen, warnt der vida-Gewerkschafter.
Nicht auf Experimente einlassen
Auch der in Österreich geplante integrierte Taktverkehr sowie ein einheitliches und einfacheres Tarifsystem wären im Fall einer Abspaltung der Bahninfrastruktur vom Betrieb und somit vom ÖBB-Konzern wohl fraglich. „Die Schweiz mit ihrem Top-Bahnangebot wollte sich nicht zuletzt auch aus diesen triftigen Gründen auf derartige Experimente nie einlassen“, unterstreicht Hebenstreit.
Starkes Bekenntnis zum integrierten Bahnsystem in Österreich
„Es ist deshalb äußerst positiv zu bewerten, dass sich die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP im aktuellen Regierungsabkommen zur Beibehaltung des integrierten nationalen Bahnsystems bekennen und im Hinblick auf einen leistungsfähigen sowie leistbaren öffentlichen Verkehr für die Bevölkerung auf Privatisieren um des Privatisieren willen verzichten“, schließt Hebenstreit.