HeldInnen der Abfallwirtschaft
Es staubt und stinkt und das bei minus 20 oder plus 35 Grad. Ja, der Job von Alexander Starkl, Hans Melber und Paul Steiner ist nicht unbedingt der beliebteste und angenehmste. Die Rede ist vom Job als BeifahrerIn im Entsorgungs- und Ressourcenmanagement. Dass Herr und Frau Österreicher nicht auf ihrem Müll und Abfall sitzen bleiben, ist aber unter anderem dem Trio zu verdanken, das sich tagtäglich und bei jedem Wetter um die Beseitigung der Abfallmengen kümmert: den Männern und Frauen bei der Müllabfuhr, in Recyclinghöfen und Sortieranlagen.
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Vollprofis am Müllplatz
Gerade in den letzten Monaten, in denen aufgrund der Corona-Pandemie viele sehr viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben, rückten die Beschäftigten in den Vordergrund, wobei Vordergrund nicht ganz stimmt. Und dabei steckt jede Menge dahinter: viel Know-how zum Beispiel.
„Die Abfallwirtschaft ist ein in sich abgeschlossenes und funktionierendes System, das für jeden selbstverständlich ist. Daher macht sich auch praktisch niemand Gedanken darüber, was dahintersteckt.“
Michael Soban, 40 Jahre, Baggerfahrer bei Brantner
Mit Grips & Power
Michael allein schlägt täglich mit seinem Bagger-Ungetüm 200 Tonnen Recyclingmaterial um. Wertschätzung? Fehlanzeige! Doch Michael stört das nicht. „Sicher würde man sich freuen, wenn man auch von draußen Lob bekommt oder vielleicht einmal jemand auf die Schulter klopft, aber niemand hat wirklich Gründe, einen großen Müllplatz aufzusuchen. Und man muss dazusagen, dass sich das Image der Branche und die Wichtigkeit der Arbeit in den vergangenen Jahren schon deutlich verändert hat“, sagt der Familienvater, der betont, dass sich auch das Müllaufkommen in der jüngeren Vergangenheit, seit er die Arbeit macht, immer weiter erhöht hat.
Rund um die Uhr
Der Müllplatz ist nur ein Teil der Abfallwirtschaftsbranche. Damit der Müll überhaupt zur >>> Firma Brantner in Krems an der Donau kommt, verrichten Alexander Starkl, Hans Melber und Paul Steiner bereits frühmorgens ihre Arbeit. „Ein Bürojob wäre nichts für mich. Arbeit in geschlossenen Räumen wäre nichts für mich“, erzählt der 58-jährige Hans Melber, der seit 35 Jahren den Job macht. Auch nach mehr als drei Jahrzehnten des Mülltrennens erlebt er täglich Neues. „Die Fehlwürfe haben stark zugenommen. Die Leute wissen offenbar nicht, was in den Restmüll gehört und was nicht“, berichtet Hans. Am meisten ärgern ihn aber andere AutofahrerInnen, die die Müll-Lkws blockieren oder drängeln. „Das war während Corona zwar etwas besser, weil wenige Leute unterwegs waren, aber inzwischen ist das schon wieder alles auf Normalniveau“, lacht er.
„Ich mache den Job ja wirklich schon sehr lange, aber dass die Menschen dir ihre Geschichten erzählen, weil sie während des Lockdowns zu niemandem sonst Kontakt hatten, war schon etwas Besonderes.“
Hans Melber, 58 Jahre, Beifahrer bei Brantner
Das Trio Starkl, Melber und Steiner erfährt bei seinen Müllfahrten durchaus Wertschätzung, zumindest seit Ausbruch von Corona. Alexander pflichtet seinem Kollegen bei.
„Über ein paar Euro Trinkgeld freut man sich immer. Und auch ein Kaffee im Winter tut gut.“
Alexander Starkl, 22 Jahre, Lkw-Fahrer bei Brantner
Gut und von Hand getrennt
Zurück am Recyclingplatz: Das Team der Platzarbeiter für die Sperrmüll-Sortierung in Krems hat einen Knochenjob. Hunderte Tonnen werden dort jede Woche angeliefert, getrennt und der weiteren Verwertung zugeführt. Und selbst modernste Anlagen, ausgestattet mit reichlich technischen Raffinessen, können die Arbeit eines Menschen nicht komplett ersetzen. Die Anlagen müssen laufend in Betrieb gehalten und Störungen schnellstens beseitigt werden. Die Kolleginnen und Kollegen stehen immer aufmerksam in den Startlöchern. Und sie müssen hochkonzentriert sein – neben der schweißtreibenden Arbeit. Dazu kommen ungeahnte Störenfriede: „Batterien und Akkus sind unser größter Feind. Es kommt leider zu sehr vielen Fehlwürfen“, berichtet Hans Melber.
Volle Fahrt für neuen KV
Für Kollege Hans Melber ist der Arbeitstag nun vorbei. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er 20 Tonnen Müll zur Umladestation gebracht, Container für Container – von Restmüll bis Biomüll, von Altpapier bis Leichtverpackung und von Metallverpackung bis Glasverpackung. „Man spürt das nach einem Arbeitstag schon ordentlich“, erklärt der langjährige Mitarbeiter. Zum Glück würde es junge Kolleginnen und Kollegen geben, die in den Startlöchern stehen, auch wenn es österreichweit jährlich nur 15 Lehrlinge gibt, von denen einige auch in der Firma Brantner ausgebildet werden. Einer davon ist Stefan Gröller, der kurz vor der Lehrabschlussprüfung steht. Dass es so abwechslungsreich ist, damit hat Stefan ursprünglich nicht gerechnet. Er ist „positiv überrascht“.