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Fahrradbot:innen-KV: Anhaltende Gesprächsverweigerung der Wirtschaftskammer „sittenwidrig“

Gewerkschaft vida: Arbeitgeber sollen an Verhandlungstisch zurückkehren, sonst werden Streiks fortgesetzt

Die Gewerkschaft vida kritisiert die anhaltende Gesprächsverweigerung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hinsichtlich einer Abgeltung der Teuerung aus dem Jahr 2023 für die Beschäftigten im Kollektivvertag für die Fahrradbot:innen und Essenszusteller:innen. „Wir fordern die Arbeitgeber auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sonst müssen wir davon ausgehen, dass es der WKÖ völlig egal ist, dass Arbeitnehmer:innen, deren Monatslohn mit 1.430 Euro netto deutlich unter der aktuellen Armutsgrenze liegt, schon ein halbes Jahr auf eine faire Lohnerhöhung warten müssen. Die WKÖ muss dieser Sittenwidrigkeit ein Ende machen“, schließt Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida, auch eine Weiterführung der Streiks nicht aus.   

Die aktuelle Armutsgrenze liegt derzeit in Österreich bei 1.572 Euro im Monat. Das Angebot der Arbeitgeber liegt nach fünf österreichweiten Warnstreik- und Protesttagen der Beschäftigten von Lieferando und Foodora nach wie vor bei nur 5,8 Prozent; die Gewerkschaft fordert zumindest die volle Abgeltung der durchschnittlichen Teuerung 2023 in Höhe von 8,7 Prozent.

Wie das Momentum Institut errechnet hat, haben die Bot:innen in den vergangenen Jahren inflationsbereinigt an Lohn eingebüßt. Ihre Löhne seien im Mai 2024 im Vergleich zu Anfang 2020 zwar um 15,5 Prozent gewachsen, aber die Preise haben sich im Schnitt um über 25 Prozent erhöht. Seit mehr als zwei Jahren können die ohnehin sehr geringen Löhne der Fahrradbot:innen nicht zur Teuerung aufholen.

Bot:innen erhalten laut aktuellem KV einen Bruttostundenlohn von 10 Euro. Zum Vergleich: Der durchschnittliche prognostizierte Bruttostundenlohn im Jahr 2024 beträgt in Österreich für Vollzeitarbeit in allen Branchen rund 28 Euro, erläutert Petritsch.

Auf der anderen Seite, so das Momentum Institut, machen die Preissteigerungen in der Gastronomie von Jänner 2020 bis März 2024 33,3 Prozent aus. „Die Preise für das von den Bot:innen tagtäglich ausgelieferte Essen wurde somit um mehr als das Doppelte erhöht als ihre Löhne. Und die WKÖ und die Arbeitgeber erzählen das Märchen, dass eine Abgeltung der vollen Teuerung wirtschaftlich nicht drin sein soll“, ist Petritsch empört. 

„Wir fordern den Sozialpartner auf, endlich ein faires Angebot auf den Tisch zu legen, wir sind verhandlungsbereit“, betont Petritsch. „Sollten die Arbeitgeber und die WKÖ weiterhin konstruktive Verhandlungen verweigern, lassen sie uns und den Beschäftigten keine andere Wahl als Arbeitskampf und Streiks weiterzuführen“, bekräftigt der vida-Gewerkschafter.