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Gut, dass es den Kollektivvertrag gibt!

Beim Podcast „vidaHören“ zu Gast: Arbeitsrechtsexperte Georg Gasteiger mit einem KV-Einmaleins.

Ein Kollektivvertrag fällt nicht vom Himmel. Er wird von der Gewerkschaft hart verhandelt. Wir erklären dir, wie ein KV zustande kommt und warum er so wichtig für alle Arbeitnehmer:innen ist. Ein vida-Podcast-Talk mit Georg Gasteiger, Arbeitsrechtsexperte und Leiter der vida-Fachbereiche. 

Höre hier das ganze Interview und erfahre neben dem „KV-Einmaleins“, was deine vida im letzten KV-Herbst erreicht hat und welches große KV-Ziel wir uns für heuer gesteckt haben.

Hier ein schriftlicher Auszug aus dem Podcast-Talk:
 

Was ist der Kollektivvertrag und warum ist er so wichtig?

Georg Gasteiger: Der Kollektivvertrag ist eine schriftliche Vereinbarung, die zwischen den Interessenvertretungen der Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen abgeschlossen wird, also üblicherweise zwischen ÖGB und Wirtschaftskammer. Er regelt Grundlegendes, das Arbeitnehmer:innen für ihr Arbeitsverhältnis benötigen. Das Herzstück ist das Einkommen.

Was wird im Kollektivvertrag geregelt?

Georg Gasteiger: Achtung: Entgegen einer weit verbreiteten Meinung gibt es keinen  gesetzlichen Mindestlohn. Nur der Kollektivvertrag regelt die Mindesthöhe von Löhnen und Gehältern. Der KV wird üblicherweise jedes Jahr neu verhandelt. Er führt also dazu, dass sich Löhne und Gehälter regelmäßig erhöhen. Und auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld gibt es nur dank KV, sie sind nicht gesetzlich geregelt. Ohne Kollektivvertrag gäbe es auch kaum Zulagen oder Zuschläge. Der KV regelt auch Arbeitszeiten, Ansprüche auf Freizeiten, Freistellungen und vieles mehr.

Wie viele Kollektivverträge gibt es in Österreich und wie viele verhandelt die vida?

Georg Gasteiger: Österreich ist KV-Weltmeister. Es gibt über 800 Kollektivverträge. Etwa 98 Prozent aller Arbeitnehmer:innen sind damit geschützt. Jährlich verhandeln die Gewerkschaften über 450 Kollektivverträge. Die vida ist für an die 160 KVs zuständig, 60 bis 70 davon werden jährlich verhandelt.

Wie wird ein Kollektivvertrag verhandelt?

Georg Gasteiger: Bereits im Vorfeld bindet die Gewerkschaft Betriebsrät:innen und Mitglieder aus der jeweiligen Branche aktiv ein. Sie werden befragt, wo gerade der Schuh drückt und was im Kollektivvertrag geändert werden soll. Auf dieser Basis sucht das KV-Verhandler:innen-Team die drängendsten Forderungen heraus, die dann an die Arbeitgeber:innen übergeben werden. Damit starten die KV-Verhandlungen, die sich über mehrere Runden ziehen können. Sollten sich beide Seiten nicht einig werden, kann es auch zu Eskalationsmaßnahmen bis hin zum Streik kommen.

Bei KV-Verhandlungen hört man immer wieder von der Benya-Formel. Was ist das?

Georg Gasteiger: Die Benya-Formel wurde in den 1960er-Jahren vom damaligen ÖGB-Präsidenten Anton Benya festgelegt. Sie besagt, dass sich die jährlichen Lohnerhöhungen an der Inflations- und Produktionserhöhung orientieren sollen. Man nimmt dafür den Durchschnitt der Inflation der zurückliegenden zwölf Monate und schlägt einen Produktivitätszuwachs obendrauf. Damit verhindern die Gewerkschaften Reallohnverluste für die Arbeitnehmer:innen.


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Wie sich dein KV entwickelt, hängt auch von dir ab! Je mehr Beschäftigte einer Branche bei der Gewerkschaft sind, umso mehr können wir bei den KV-Verhandlungen für dich und deine KollegInnen „herausholen“. Tritt unserer Gewerkschaftsbewegung gleich bei!

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