vida

Lehrlingsmangel im Tourismus hausgemacht

Lehrlinge sind keine Hilfskräfte, sondern auszubildende Fachkräfte.

Mit der Zahl der Lehrlinge im österreichischen Tourismus geht es stetig bergab. Seit 2008 ist sie um ein Drittel gesunken, von rund 14.500 auf rund 10.000. Für vida ist klar: die Nachwuchsprobleme im österreichischen Tourismus sind hausgemacht. „Der starke Rückgang hat nicht mit einem schlechten Image der Branche sondern mit den tatsächlich oft schlechten Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu tun“, sagt Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus.

„Lehrling Hey“ leider oft kein Witz

 „Wenn die Comedy-Abteilung des größten österreichischen Radiosenders so manch praxisnahe Abläufe in der Lehrlingsausbildung parodiert und der Lehrling dabei besonders oft in einem Wirtshaus steht, sind die Arbeitgeber gefordert, die Ausbildung zu verbessern, anstatt nach billigen Hilfskräften aus dem Ausland zu schreien!“, fordert Tusch. Die Bedingungen sind auch ohne schwarze Schafe unter den Unternehmern schon schwer genug: unregelmäßige Arbeitszeiten, Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit, körperlich anstrengende Tätigkeiten und hohe psychische Belastungen durch Zeitdruck und Stress. „Wen wundert es, dass sich Jugendliche ihren Arbeitsalltag anders vorstellen!“, so Tusch.

Ausbeuten statt Ausbilden

Dass es vor allem in der Ferienhotellerie im Westen Österreichs nicht mehr gelingt, offene Lehrstellen zu besetzen, liegt für den Landesgeschäftsführer der vida Tirol, Philip Wohlgemuth, am weit verbreiteten ‘Ausbeuten statt Ausbilden‘: „Gesetzliche Bestimmungen zu Arbeits- und Ruhezeiten müssen endlich von allen eingehalten werden! Es gibt viel zu viele Unternehmer, die die Beschäftigten ausquetschen. Solange sie Lehrlinge als billige Hilfskräfte ausnutzen, solange wird kein Ansturm auf eine Ausbildung in der Tourismusbranche einsetzen.“

Tourismus hinkt anderen Branchen hinterher

Für Kopfschütteln bei den beiden Gewerkschaftern sorgen die jüngsten Aussagen aus der Hoteliervereinigung ÖHV zu angeblich schikanösen Bestimmungen bei Dienstplanerstellung, Arbeitszeit oder Ruhepausen: „Vielleicht ist es für die Hoteliervereinigung neu, was in anderen Branchen kaum für Verwunderung sorgt, nämlich dass qualifizierte Ausbildung nicht in der Nacht oder während gesetzlich nicht erlaubter Überstunden stattfinden muss!“

vida wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Jugendliche im Hotel- und Gastgewerbe eine qualitativ hochwertige Ausbildung bekommen, mit der sie auch die besten Chancen am Arbeitsmarkt haben: „Es gibt zum Glück Betriebe, die das auch so sehen und in ihre Fachkräfte von morgen investieren. Den Umgang der schwarzen Schafe unter den Arbeitgebern werden sich auf Dauer aber weder Arbeitskräfte aus Österreich noch aus dem Ausland gefallen lassen!“, so Tusch und Wohlgemuth.