vida

Jammern der Führungskräfte über Fachkräftemangel ist „fälschliches Sudern“

Gewerkschaft ortet Missbrauch von Arbeitsmigrationsregeln durch Industrie und Tourismus.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, äußert scharfe Kritik zu den jüngsten Ergebnissen des CEO-Stimmungsbarometers, die eine wachsende Besorgnis unter Österreichs Führungskräften über den sogenannten Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel zeigen. „Diese sogenannten Sorgen der Führungskräfte sind nichts anderes als fälschliches Sudern, das nie und nimmer die Realität auf dem österreichischen Arbeitsmarkt widerspiegelt“, sagt Hebenstreit.

Roman Hebenstreit

„Es ist bezeichnend, dass die Wirtschaft immer wieder das Märchen vom Arbeitskräftemangel erzählt, während die offiziellen Arbeitsmarktdaten eine ganz andere und faktenbasierte Sprache sprechen: Im August 2024 waren über 352.000 Menschen arbeitslos oder in Schulungen – das ist ein Anstieg von fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sinkt die Zahl der offenen Stellen. Die Behauptung, es gäbe zu wenige Arbeitskräfte, ist daher schlichtweg falsch.“

Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida

Dies belegen auch heute von der Statistik Austria genannte Zahlen, wonach die Aussichten am Arbeitsmarkt trüb blieben. Im August 2024 lag die Arbeitslosenquote mit 6,7 Prozent klar über dem Niveau des Vorjahresmonats (6,1 Prozent). Auch die Zahl der offenen Stellen reduzierte sich im Quartalsabstand von 196.400 im ersten Quartal auf 174.700 im zweiten Jahresviertel.

Missbrauch von Arbeitsmigrationsregeln

Darüber hinaus verurteilt Hebenstreit die zunehmenden Praktiken in der Gastronomie, im Tourismus und nun auch in der Industrie, Arbeitsmigrationsregeln zu missbrauchen. „Diese Branchen haben begonnen, Arbeitsmigrationsregeln dazu zu nutzen, um ihre Ausbildungsplätze zu reduzieren und die Löhne niedrig zu halten. Dass jetzt auch die Industrie zu solchen Methoden greift, ist einfach nur schäbig“, so der vida-Vorsitzende, der hinzufügt: „Anstatt in die Ausbildung und faire Entlohnung von heimischen Arbeitskräften zu investieren, werden Arbeitskräfte aus dem Ausland geholt, um Lohn- und Gehaltsniveaus zu drücken.“

Hebenstreit fordert ein Ende dieser Praktiken und appelliert an die Unternehmen, ihre soziale Verantwortung ernst zu nehmen. „Es ist inakzeptabel, dass Branchen, die eine Schlüsselrolle in unserer Wirtschaft spielen, ihre Gewinne auf dem Rücken der Arbeitnehmer:innen maximieren. Es ist Zeit, dass diese Unternehmen ihre Praktiken überdenken und in die langfristige Entwicklung des Arbeitsmarktes investieren.“

In Qualifikationen investieren

Der vida-Vorsitzende kritisiert auch, dass viele Unternehmen nicht dazu bereit seien, in die Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften zu investieren. „Die Unternehmen müssen aufhören, die Schuld für den angeblichen Fachkräftebedarf auf andere zu schieben. Sie sollten stattdessen in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter:innen investieren und bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Dies würde nicht nur zu einem größeren Angebot an Fachkräften führen, sondern auch die Attraktivität der einzelnen Branchen erhöhen.“

Forderung nach Maßnahmen

Abschließend stellt Hebenstreit an die aktuelle Bundesregierung sowie auch an eine kommende Regierung die Forderung, Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass Arbeitsplätze geschaffen werden, welche faire Bedingungen und angemessene Löhne bieten. „Es ist höchste Zeit für eine Politik, die nicht nur den Interessen der Wirtschaft dient, sondern vor allem auch die Rechte und Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen in den Mittelpunkt stellt,“ schließt Hebenstreit.


Gemeinsam stark

Je stärker wir als deine Arbeitnehmer:innenvertretung sind, desto mehr können wir für dich erreichen! Du bist noch nicht Mitglied? Dann wird es Zeit dafür!

Jetzt Mitglied werden

Für dich da! Gewerkschaft vida Johann-Böhm-Platz 1
1020 Wien
+43 (0) 1 534 44 79 +43 (0) 1 534 44 79 info@vida.at Alle Ansprechpersonen...