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Vamed-Ausverkauf stoppen

Betriebsrat und Gewerkschaft fordern Kanzler Nehammer in einem Brief auf, Alternativen zu prüfen.

Der Verkauf des Wiener Gesundheitsdienstleisters und Spitalsbetreibers Vamed durch den deutschen Fresenius-Konzern schlägt hohe Wellen. Der Betriebsrat des Gesundheitskonzerns Vamed warnt vor dem neuen Mehrheitseigentümer der Rehakliniken, der Private-Equity-Firma PAI Partners. Er erwarte mittelfristig, also in den nächsten fünf Jahren Einsparungen bei Patient:innen und Mitarbeiter:innen, um das Geschäft dann gewinnbringend weiterzuverkaufen. "Denn das ist deren Geschäftszweck", sagte Konzernbetriebsratsvorsitzender Harald Steer am Dienstag, 16. Juli 2024, nach einer Betriebsrätekonferenz im ÖGB- und Gewerkschauftshaus in Wien, zur Austria Presse Agentur (APA). Er fordert mit der Gewerkschaft vida Bundeskanzler Karl Nehammer auf, Alternativen zu prüfen. 

+++ TV-Tipp: ORF Wien heute berichtete über den Vamed-Verkauf und die Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft

Gesundheit nicht privatisieren

Es gehe darum, die Fehler von früher - die Privatisierung von Gesundheitseinrichtungen - rückgängig zu machen und die Vamed könnte hier ein Prototyp sein, so Konzernbetriebsratsvorsitzender Steer. Die Vamed war vor knapp 30 Jahren unter Kanzler Franz Vranitzky privatisiert und zu 77 Prozent an den deutschen börsennotierten Konzern Fresenius verkauft worden.

Appell an Politik

Die Vamed-Betriebsräte und die Gewerkschaft vida haben am Dienstag einen Brief an Bundeskanzler Karl Nehammer verfasst und drücken darin ihre Sorge vor einem Verkauf an einen internationalen Hedgefonds aus. "Wir fordern Sie daher auf, unverzüglich tätig zu werden und Alternativen zu prüfen und in die Wege zu leiten." In dem Schreiben verweisen sie darauf, dass PAI schon in anderen EU-Ländern im Gesundheitssektor negativ aufgefallen sei und es nach der Übernahme zu Einschnitten bei der Qualität der Patientenversorgung und der Arbeitsplatzqualität gekommen sei.

Massive Schieflage

Der Vamed-Konzern mit rund 20.000 Mitarbeiter:innen ist heuer im Mai vom Mehrheitseigentümer Fresenius filetiert und auf unterschiedliche Unternehmen aufgeteilt worden. Grund für die Aufspaltung war laut Konzernbetriebsratsvorsitzenden Steer die "massive Schieflage" im internationalen Projektgeschäft, das nun abgewickelt wird. Vamed hatte Kliniken in Asien, Südamerika und Afrika gebaut, geriet infolge der gestiegenen Zinsen aber unter Druck.

Viele betroffen

Im Zuge der Zerschlagung soll PAI 67 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft übernehmen. Die restlichen 33 Prozent bleiben bei Fresenius. Der Geschäftszweig umfasst 67 Einrichtungen mit 9.100 Betten und rund 9.500 Beschäftigten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und Großbritannien. In Österreich sind laut vida 3.500 Mitarbeiter in 21 Einrichtungen Teil des Pakets. Ebenfalls betroffen ist das Anton-Proksch-Institut, das in und um Wien einen großen Teil der ambulanten und stationären Behandlung von Suchterkrankungen anbietet. Verluste und in der Folge ein Schuldenberg von 17 Mio. Euro waren der Grund, warum das Anton-Proksch-Institut 2013 privatisiert wurde und die Vamed 60 Prozent der Anteile übernahm.

Quelle: Austria Presse Agentur (APA)


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