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Rot-Weiß-Rot-Karte: gegen Lehrlinge über 18 aus Drittstaaten

Aufholbedarf gegenüber anderen Branchen: Lehrausbildung bei den ÖBB attraktivieren und ausbauen.

Laut einem Artikel in der aktuellen Ausgabe des „profil“ zeigen sich die ÖBB dafür offen, Lehrlinge über 18 Jahren aus Drittstaaten aufzunehmen. Das will Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) durch eine weitere Lockerung zur Erlangung der Rot-Weiß-Rot-Karte möglich machen.

Dagegen spricht sich die Gewerkschaft vida aus. In erster Linie muss versucht werden, die Lehrstellen im Staatsunternehmen ÖBB mit heimischen Interessenten zu besetzen. Damit dies gelingt, müssen die Lehrlingseinkommen weiter erhöht, die Ausbildungsbedingungen verbessert sowie die Übernahmechancen für die Lehrlinge im ÖBB-Konzern gewährleistet werden.

Gerhard Tauchner

"Wir brauchen dringend Fachkräfte. Wir sollten so viele wie möglich im eigenen Unternehmen ausbilden und sie dann übernehmen. Das heißt, den Lehrlingen muss auch früh genug ein Arbeitsplatz im Unternehmen in Aussicht gestellt werden, sodass sie aufgrund von Unsicherheit nicht doch noch zur Konkurrenz abwandern.“

Gerhard Tauchner, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn

„Die Lehrausbildung bei den ÖBB genießt einen ausgezeichneten Ruf. Da kann es schließlich kein Problem sein, ausreichend Interessenten in Österreich zu finden“, vermutet Tauchner „politische Absichten“ Kochers und der ÖVP dahinter, generell auch in der Lehrausbildung mit der Rot-Weiß-Rot-Karte der Lohndrückerei die Tür öffnen zu wollen.

Fabian Edlinger, Vorsitzender der vida-Jugend, plädiert anstelle der Aufnahme von Rot-Weiß-Rot-Karte-Lehrlingen über 18 aus Drittstaaten zuerst in Österreich lebenden Jugendlichen eine Ausbildung und Integration am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dann erst könne man den Blick nach außen und hier zunächst nach Europa richten, wo die Jugendarbeitslosigkeit bekanntlich hoch ist.

Anreize schaffen

Edlinger fordert zudem die Prüfung der Einführung einer 4-Tage-Woche für Lehrlinge sowie weitere Anreize wie bezahlte Führerscheinkurse. „Derzeit geben viele potenzielle ÖBB-Lehrlinge anderen Unternehmen den Vorzug, weil diese eben höhere Einkommen oder attraktivere Konditionen haben. Unsere Konkurrenz ist hier u.a. die metalltechnische Industrie sowie die Elektro- und Elektronik-Branche. Da müssen wir attraktiver werden, da gibt es Aufholbedarf“, so Edlinger.

Lehrlingsausbildung fördern

Bei den ÖBB geht in den nächsten sechs Jahren die Hälfte der Belegschaft in den Ruhestand. Daher sei es unbedingt nötig, die Lehrausbildung zu fördern und mehr Lehrlinge auszubilden, so Tauchner weiter. „Dafür braucht es auch genügend Ausbilder:innen, die man ebenfalls mit guten Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen halten bzw. für die ÖBB gewinnen muss.“ Das Management müsse daher über das vorgegebene Maß hinaus ins Lehrlingswesen investieren. Die Weichen müssen in jenen Bereichen richtig gestellt werden, welche das unternehmerische Fortbestehen sichern. „Das macht eine gute Unternehmensführung aus“, schließt Tauchner.


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